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ICME-13

2016 fand ICME-13 in Hamburg statt

Vom 24.07.bis 31.07.2016 wurde in Hamburg der Kongress ICME-13 (13th International Congress on Mathematical Education) von der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik durchgeführt, verantwortet von der internationalen Dachkommission für Mathematikdidaktik, der International Commission on Mathematical Instruction (ICMI). Mathematikdidaktikerinnen und Mathematikdidaktiker aus aller Welt trafen sich auf diesem Kongress , um über Fragen zum Lehren und Lernen von Mathematik zu diskutieren und ihre Erfahrungen mit einschlägigen Aktivitäten und Forschungen auszutauschen. ICME-13 ist der bedeutendste Kongress in der Mathematikdidaktik weltweit. Er wird alle vier Jahre auf jeweils einem anderen Kontinent durchgeführt, wobei dieser Kongress bereits einmal in Deutschland stattgefunden hat; 1976 in Karlsruhe. Deutschland ist damit das erste Land, in dem diese Konferenzreihe ein zweites Mal stattfindet. 

Die ICMI ist ein Ausschuss der internationalen mathematischen Vereinigung (IMU) und wurde 1908 als wissenschaftliche Vereinigung unter einem deutschen Mathematiker als Präsidenten (Felix Klein) gegründet, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Mathematikunterrichts in der Sekundarstufe verschiedener Länder zu untersuchen. Seitdem haben sich die Aufgaben ständig erweitert. Heute ist ICMI ein Forum, das sich mit Fragen zum Lehren und Lernen von Mathematik innerhalb und außerhalb von Schule befasst. Darüber hinaus gibt es auch keine Begrenzung mehr auf bestimmte Altersstufen.

Die Gesellschaft für Didaktik der Mathematik (GDM) freute sich, diesen Kongress nach 40 Jahren wieder in Deutschland, und zwar in Hamburg durchführen zu können. Frau Prof. Dr. Gabriele Kaiser gelang es, gemeinsam mit Herrn Prof. Dr. Hans-Georg Weigand als damaligem Präsident der GDM und einer großen überzeugenden Arbeitsgruppe aus Mathematikdidaktikerinnen und Mathematikdidaktikern, sich erfolgreich für die Ausrichtung des 13th International Congress on Mathematical Education zu bewerben und sich gegen starke Konkurrenz aus Tschechien und Südafrika durchzusetzen. Zusammen mit Frau Prof. Dr. Marianne Nolte, die Chair des Local Organising Committee von ICME13 ist, wurde intensiv an der Vorbereitung des Kongresses gearbeitet.

Im Juni 2013 traf sich eine Arbeitsgruppe mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 19 Ländern und allen Kontinenten, die die Struktur und inhaltlichen Schwerpunkte von ICME-13 festlegte. Da die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für den Mathematikunterricht weltweit sehr verschieden sind, stellte dies ein sehr komplexes Unterfangen dar. Der Anspruch war und ist, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus jedem Kontinent und aus jedem Land mit ihren jeweils spezifischen Fragen zum Lehren und Lernen von Mathematik von dem Kongress profitieren sollen. Die Mathematikdidaktik ist eine interdisziplinär ausgerichtete Wissenschaft; ebenso wie die Einflussfaktoren des Mathematiklernens vielfältig ist, sind es auch die Forschungsfragen der Mathematikdidaktik. Um nur einen kleinen Eindruck zu geben: Welchen Einfluss haben neue Medien auf die Gestaltung des Mathematikunterrichts? Warum schneiden die Schülerinnen und Schüler aus ostasiatischen Ländern in internationalen Vergleichsstudien deutlich besser ab als Lernende aus westlichen Ländern? Welchen Einfluss hat das Elternhaus, der sozioökonomische Hintergrund auf den Erwerb mathematischer Kompetenzen? Mit welchen Themen und Methoden erreicht man die Schülerinnen und Schüler der unterschiedlichen Altersstufen?  Wie muss Mathematikunterricht gestaltet sein, damit alle Schülerinnen und Schüler, leistungsstarke ebenso wie leistungsschwache, davon profitieren können?

Auch wenn es bisher um Forschung geht – Mathematikdidaktik lebt davon, dass Mathematik in der Schule unterrichtet wird. Deshalb bot der Kongress weit gefächerte Angebote für Forscherinnen und Forscher ebenso wie für Lehrerinnen und Lehrer. Der internationale Austausch über Unterricht und Lernen ermöglichte es, wichtige Anregungen, Einstellungen und Haltungen zu hinterfragen, die im eigenen Land Konsens sind. Anregungen, die aus Gesprächen und Diskussionen über die konkrete Arbeit in Schule und Unterricht und darüber hinaus erwachsen, lassen sich durch ein Literaturstudium nicht ersetzen.

Deshalb ermöglichte der Kongress die Realisierung eines der wichtigsten Ziele der ICMI – ein Forum darzustellen für eine verstärkte Reflexion und Zusammenarbeit sowie zum Austausch und zur Verbreitung von Erfahrungen und Ideen des Lehrens und Lernens von Mathematik in allen Schulstufen und darüber hinaus in allen Altersstufen.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Ländern sollten unabhängig von ihrer wirtschaftlichen Situation an dieser Tagung teilnehmen können. Insbesondere Mathematikdidaktikerinnen und Mathematikdidaktik aus ökonomisch weniger starken Regionen, wie z.B. Afrika, benötigten und bekamen finanzielle Hilfe, um an ICME-13 teilnehmen zu können.