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TEDS-Validierung

TEDS-Validierung – Validierung der Instrumente aus der internationalen Vergleichsstudie TEDS-M und ihrem Follow-Up TEDS-FU

 

Kurzbeschreibung

Übergreifendes Ziel des Projekts TEDS-Validierung ist die Beantwortung der Frage, inwieweit die Ergebnisse bisher entwickelter Tests zur Erfassung von professionellen Kompetenzen von Mathematiklehrkräften prognostisch valide für die Qualität ihres Unterrichts sowie die Lernfortschritt ihrer Schülerinnen und Schüler sind. Grundlegende Vorarbeiten für die Studie TEDS-Validierung stellen die in TEDS-M, TEDS-FU und in TEDS-Unterricht entwickelten und auf eine Reihe an Qualitätsmerkmalen überprüften Instrumente zur Erfassung der Kompetenzen von Mathematiklehrkräften dar. Das Projekt TEDS-Validierung untersucht den letzten Baustein der prognostischen Validität und ist ein Gemeinschaftsprojekt der Universität Hamburg, der Universität zu Köln und dem CEMO (Centre for Educational Measurement der Universität Oslo) in Kooperation mit dem Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (Thillm) sowie mit Unterstützung des Projektes "Kompetenztest.de" der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Durchgeführt wird TEDS-Validierung in Thüringen sowie in Sachsen und Hessen.

Zielsetzung

Das Projekt TEDS-Validierung zielt auf die Beantwortung der Frage, inwieweit den Ergebnissen der Leistungstests, die im Rahmen der internationalen Vergleichsstudie „Teacher Education and Development Study: Learning to Teach Mathematics“ (TEDS-M) (Blömeke, Kaiser & Lehmann, 2010a, b) entwickelt wurden und mit denen die im Rahmen der Lehrerausbildung erworbene professionelle Kompetenz von zukünftigen Lehrkräfte abgebildet werden kann, prognostische Validität für qualitätsvollen Unterricht  und Schülerleistungen zukommt. Falls dies bestätigt werden kann, ermöglichen es die Leistungstests, zukünftig in der Hochschulforschung Lehrerkompetenzen in objektiver, reliabler und valider Weise zu messen und damit die Wirksamkeit der Lehrerausbildung verlässlich zu überprüfen. Das TEDS-M-Inventar ist bereits vielfach validiert worden und testet die zentralen kognitiven Komponenten professioneller Kompetenz von Mathematiklehrkräften (Shulman, 1987; Baumert & Kunter, 2006): mathematisches Fachwissen (MCK), mathematikdidaktisches Wissen (MPCK) und pädagogisches Wissen (GPK). Ungeklärt ist jedoch bislang seine prognostische Validität für die Bewältigung der beruflichen Anforderungen, die sich beim Unterrichten als Kernaufgabe von Lehrkräften stellen.

Eine weitere Zielsetzung des Projekts ist die Beantwortung der Frage, welche Aspekte von Lehrerkompetenzen an welcher Stelle der Ausbildung erworben werden und welche differenzielle Bedeutung ihnen für Unterricht zukommt. Bei dem im Rahmen der Theoriephasen der Lehrerausbildung erworbenen und mit den TEDS-M Instrumenten abgebildeten Wissen handelt es sich um zentrale Grundlagen für Unterricht, das eher – aber nicht ausschließlich - in Form von deklarativem Wissen („Wissen, dass…“) eine Rolle spielt. Prozedurales Wissen („Wissen, wie…“), für dessen Erwerb praktische Erfahrung förderlich ist, ist dagegen stärker situations- und ablauforientiert strukturiert. In der TEDS-M Nachfolgestudie TEDS-FU wurden daher innovative Formen für die Erhebung situierter Kompetenzfacetten mittels video-basierter Tests entwickelt. Dabei fokussiert TEDS-FU auf situationsspezifische kognitive Fähigkeiten, die dreifach ausdifferenziert werden: Wahrnehmen von Unterrichtssituationen (perception of classroom situations), Interpretieren dieser (interpretation) und Handlungsentscheidungen treffen (decision making) (im Folgenden als PID-Modell bezeichnet).

Basierend auf Expertenreviews kann festgestellt werden, dass auch  diese Tests reliabel und valide und geeignet für eine handlungsnahe Erfassung von handlungsnahen, situationsspezifischen Fähigkeiten sind. Kann auch ihnen prognostische Validität zugesprochen werden, so können durch vertiefte Analysen zur Entwicklung und zum Zusammenhang von deklarativem und prozeduralem Wissen während der Lehrerausbildung sowie ihrer differenziellen Vorhersagekraft wichtige Erkenntnisse für die Gestaltung der Lerngelegenheiten in der universitären Lehrerausbildung, insbesondere zum Theorie-Praxis-Problem gewonnen werden. Dabei beziehen sich die intendierten Ergebnisse auf die Mathematiklehrerausbildung, beinhalten aber ein hohes Generalisierungspotential.

Theoretischer Rahmen

Der internationale Forschungsstand zur Entwicklung professioneller Kompetenz während der Lehrerausbildung weist erhebliche Lücken auf. Obgleich alle Studien von einer Wirkungskette Lehrerbildung – Lehrerkompetenz – Unterrichtsqualität – Schülerleistung ausgehen, wurde bislang noch kein Nachweis erbracht, ob die im Rahmen der universitären Ausbildung erworbenen Lehrerkompetenzen einen Einfluss auf die Qualität von Unterricht und den Lernfortschritt von Schülerinnen und Schülern haben. Auch das Zusammenspiel der für Lehrerprofessionswissen als unverzichtbar angesehenen Trias von content knowledge, pedagogical content knowledge und general pedagogical knowledge auf Unterrichtsqualität und Lernfortschritt der Lernenden wurde bisher nicht simultan modelliert, ebenso wenig wie eine Berücksichtigung situationsspezifischer kognitive Fähigkeiten.

Konkret werden im Projekt TEDS-Validierung die beiden folgenden Fragen untersucht:

(1) Erweisen sich die im Kontext von TEDS-M und TEDS-FU entwickelten Instrumente zur Messung der während der universitären Lehrerausbildung vermittelten professionellen Kompetenzen als prognostisch valide für qualitativ hochwertigen und erfolgreichen Mathematik­unterricht? Erwartet wird, dass MCK, MPCK und GPK sowie die videobasiert gemessenen proximalen Fähigkeiten der Wahrnehmung von Unterricht mit den entsprechenden Subfacetten signifikant positiv mit Unterrichtsqualität und dem Leistungszuwachs bei Schülerinnen und Schülern korrelieren.

(2) Trägt die Aufnahme situationsspezifischer Fähigkeiten im Rahmen des PID-Ansatzes (gemessen über videobasierte Tests) über die Effekte des in der universitären Lehrerausbildung vermittelten Professionswissens (gemessen über Wissenstests) hinaus substanziell zur Erklärung von Unterrichtsqualität und dem Leistungszuwachs bei Schülerinnen und Schülern bei?  Erwartet wird unter anderem, dass die video-basiert gemessenen Fähigkeiten zur Wahrnehmung von Unterricht, signifikant höher mit Unterrichtsqualität und Leistungszuwachs bei Schülerinnen und Schülern korrelieren als MCK, MPCK und GPK und dass der Zusammenhang zwischen den videobasiert gemessenen Fähigkeiten und dem Leistungszuwachs über Unterrichtsqualität vermittelt wird.

Studiendesign und Methode

TEDS-Validierung findet 2016 in Thüringen mit rund 150 Lehrkräften statt, wobei die Evaluation der kognitiven und situierten Testkomponenten etwa 3 Stunden dauert und online durchgeführt wird.  Des Weiteren wird bei einer Gruppe dieser Lehrkräfte (n=25) die Unterrichtsqualität durch 4-stündige Unterrichtsbeobachtungen mittels eines neu entwickelten Ratinginstruments erhoben.  Die Fortschritte in den Leistungen der Schülerinnen und Schüler der an TEDS-Validierung beteiligten Lehrkräfte werden über zentrale Lernstandserhebungen gemessen, die in Thüringen regelhaft in den Jahrgangsstufen 6 und 8 stattfinden, wobei diese Leistungstest an den nationalen Bildungsstandards für das Fach Mathematik orientiert sind.

Die Bereitstellung der Daten der Thüringer Kompetenztests erfolgt durch das Projekt „kompetenztest.de“ der Universität Jena. Nach der Datenerhebung und -bereinigung erfolgt die Ausgabe deskriptiver Statistiken sowie eine Skalierung auf Basis der Item-Response-Theorie. Die Skalen zur Unterrichtsqualität werden gemäß dem Vorgehen in anderen Studien gebildet. Die Hypothesen werden kovarianzbasiert in konfirmatorischen Faktorenanalysen und Strukturgleichungsmodellen auf latenter Ebene geprüft.

Der Feldzugang im Freistaat Thüringen ist durch die Kooperation mit dem Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien in Bad Berka (Thillm) gewährleistet. Die Datenerhebung erfolgt mithilfe der Software „UniPark“. Den Lehrkräften werden Anreize geboten, u.a. in Form fokussierter Lehrerfortbildungen. Nach Veröffentlichung der ersten Projektergebnisse werden die im Projekt erzielten Instrumente und Daten gemäß APA-Standard der wissenschaftlichen Community noch während der Projektlaufzeit zur Nachnutzung zur Verfügung gestellt.

 

Projektleitung                     Prof. Dr. Gabriele Kaiser (Verbundleitung) Universität Hamburg

                                                                  Prof. Dr. Johannes König, Universität zu Köln

                                                                  Prof. Dr. Sigrid Blömeke (Universität Oslo, Norwegen)

Mitglieder der Arbeitsgruppe                    Anne Hardt, Universität Hamburg

                                                                  Dr. Hannah Heinrichs, Universität Hamburg

                                                                  Caroline Nehls, Universität zu Köln

                                                                  Natalie Ross, Universität Hamburg

                                                                  Ute Suhl, Universität zu Köln

 Homepage                                                https://www.teds-validierung.uni-hamburg.de/  

Laufzeit                                                     01. Februar 2016 – 31. August 2019